Jeder, der schon mal ein Stück Sperrholz graviert hat, kennt das Debakel: es sind tiefe Gravuren nötig, um überhaupt einigermaßen Kontrast hinzubekommen und trotzdem sieht das Motiv nicht, wie gewünscht aus.
Außerdem ist fast kein gleichmäßiges Ergebnis zu erzielen, da die Schwankungen im Holz bzw. die Holzstruktur hier auch nochmal zuschlagen. 

Das muss doch irgendwie besser und schöner gehen...?

Ja, tut es! (smile)


Links: unbehandeltes Sperrholz, power: 70, velocity: 65; Mitte: power:10, velocity: 100;  rechts: behandeltes Sperrholz, power: 10, velocitiy: 100.

Die Eule in der Mitte + rechts wurden bei gleichen Einstellungen graviert (Power 10 / Geschwindigkeit 100) - der Unterschied ist beeindruckend, oder? (smile)


Links: unbehandeltes MDF/HDF, power: 70, velocity: 65; rechts oben: power:10, velocity: 100;  rechts unten: behandeltes MDF, power: 10, velocity: 100 und power: 20, velocitiy: 100.


Links: unbehandelt, power: 70, velocity: 65; rechts: behandelte, power: 10, velocity: 100. Kiefer?


Links: behandelt, power: 10, velocity: 100; rechts: unbehandelt, power: 70, velocity: 65. Buche?


Die Ergebnisse haben schon eher Foto-Charakter, als das typische Gravur-Aussehen... 


Und was ist die Lösung?


Was dem einen sein Botox ist, ist dem ambitionierten Holz-Graveur sein Borax! (smile)


Siehe bitte: https://de.wikipedia.org/wiki/Borax 


Natriumtetraborat wird als Flussmittel beim Hartlöten und als Holzschutzmittel gegen Pilz- und Insektenbefall eingesetzt. Es ist in Seifen und Pudern gegen fettige Haut, Bleichcremes und verschiedenen Hautpflegemitteln enthalten. Es wird zur Herstellung von Gläsern, Glasfaserisolierungen, Glasfasermatten, Emaille, Borsäure und Natriumperborat verwendet. Ferner für Glasuren, zum Steifen von Geweben und als Flammschutzausrüstung von Holz und Textilien eingesetzt.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Natriumtetraborat

Flammschutzausrüstung - das könnte einer der Gründe sein, warum die Gravur dann so deutlich und kontrastreich wird...


Vorteile

  • Hoher Kontrast
  • fast kein Materialabtrag, da mit höherer Geschwindigkeit / geringerer Leistung graviert werden kann
  • Holzstruktur wirkt sich nicht so stark auf das Gravur-Ergebnis aus
  • primen/Vorbehandlung ist relativ unkompliziert
  • Gravuren gehen schneller

Nachteile

  • Vorbehandlung des Holzes nötig
  • chemische Substanz kommt zum Einsatz


Vorbehandlung


Generell gilt natürlich, alle Sicherheitshinweise im Umgang zu beachten wie zB auch Schutzausrüstung zu tragen! Siehe bitte Natriumtetraborat.


Das Borax muss im Verhältnis 1:10 in warmen Wasser gelöst werden. 

Danach wird diese Lösung dünn aufgetragen. WICHTIG: wirklich dünn, es gibt durch den Auftrag eine leicht gelbe Verfärbung, die sich bei entsprechend dünnem Auftrag nicht mehr wirklich sichtbar ist.  

Danach muss das Holz vollständig trocknen!

Wenn zuviel Lösung aufgetragen wird, kann beim trocken auch ein leichter Grau-Schleier entstehen.



Während des Trockenvorgangs verschwindet der Gelbstich recht gut. 

 


Rechts wurde zuviel Lösung aufgetragen - der Gelbstich ist auch nach der Trocknung noch gut sichtbar. 



Geeignet für?


Auf jeden Fall für Sperrholz / Pappel: 

 

Hier erhält man schon nahezu foto-realistische Ergebnisse beim ersten testen. Da geht bestimmt noch einiges, wenn man ein wenig an den Einstellungen spielt (smile)


Bei MDF / HDF müssen wir noch ein wenig testen. Nach der Trocknung ist das Material irgendwie anders (wink) (aufgequollen / rauh) und die Ergebnisse sind jetzt nicht SO beeindruckend, wie beim Sperrholz.

 


Generell auf jeden Fall eher helle Holzarten.


Idee?










3 Comments

  1. Peter Weiß

    🦄 Sonja Steckhan : tolle Idee - ich hab bisher immer meine Graustufengravuren mit Bristolkarton gemacht, werd das mit dem Holz mal ausprobieren (wenn die große Welle vorbei ist)

  2. Kresimir Dulic

    Warte jetzt auf die erste Borax-Sammelbestellung (wink). Danke 🦄 Sonja Steckhan für den Artikel!

  3. Lukas Springer

    Super, dass das so gut geht!
    Da Borax für viele anwendungen super geeignet ist (zb. als flussmittel zum hartlöten), aber nichtmehr ans privatpersonen verkauft werden darf, würde es mich sehr freuen, wenn bald immer ein kleiner vorrat davon im lab zu finden wäre (wink)