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meet&talk - Freitag, 15.05.2020 ab 19.30h 

Hotti und Sonja zeigen den Ablauf des hydro-/water-dippings und wie man 3D-Drucke (und andere Dinge) richtig schön bunt bekommt...

  • Was braucht man? Materialien
  • Wie geht das? Live-Ablauf
  • Erfahrungen
  • dos and don'ts
  • Austausch

Ergebnisse

      



Um was geht's?

Hydro-dipping bzw. Wassertransferdruck ist ein Verfahren, durch das Objekte vollflächig mit einem Muster überzogen werden können.
Das funktioniert auch mit Gegenständen, die keine geraden Kanten und Flächen aufweisen.
Als Transfermedium dienen spezielle Folien, die in einer großen Auswahl an Mustern erhältlich sind, oder auch selbst bedruckt werden können.


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Materialien - was braucht man?



  • hydrodipping-Folie (besteht aus PVA, das dünn auf einer Kunststoff-Trägerfolie aufgebracht ist). Klassische Wassertransferfolie (mit Papier als Träger) oft als "Wasser-Schiebefolie" bekannt, funktioniert NICHT, da hier im trockenen Zustand das Trägermaterial nicht vom Trägermaterial gelöst werden kann
    • PVA = Polyvinylalkohol und uns schon bekannt aus dem wasserlöslichem Stützmaterial und Holzleim
  • Inkjet-Drucker 
  • Motiv oder Muster
  • Kreppband / Malerkrepp und Schere
  • 3D-Druck-Objekt, Platine oder ähnliches, letztendlich geht hier sehr vieles
  • Stab, Röhrchen etc. zum halten des Objekts beim tauchen
  • Heißklebepistole zum befestigen des Haltestäbchens am Objekt
  • Schüssel mit heißem Wasser, 60°C, groß und tief genug, um das Objekt im 45° Winkel einzutauchen
  • Fön zum ersten Trocknen des gedippten Objekts
  • Klarlack zur wasserfesten, dauerhaften Fixierung
    • bei Platinen "Plastik"-Spray von Cramolin / Leiterplattenlack (ist durchlötbar)

Viel Zeit, viel Geduld und viel Optimismus! (smile)


Ablauf


Objekt vorbereiten, ggfls schleifen / plan machen, abkleben


mit Heißkleber auf dem Objekt hinten ein Halte-Stäbchen / Röhrchen anbringen

Hier muss schon der 45° Winkel berücksichtigt werden, mit dem später getaucht wird


Ausdruck des gewünschten Motivs 

Auch hier bei der Größe den 45° Tauch-Winkel berücksichtigen!

Für satten Farbauftrag sorgen (zB mit Foto-Glossy-Print) und das ganze gut durchtrocknen lassen!


ausgeschnittene Folie mit Kreppband maskieren - einen Rahmen bilden (nur ganz leicht - ganz OHNE Zug!)


Schüssel (muss groß genug sein!) mit heißem Wasser füllen (oft steht in den Anleitungen 100° → funktioniert bei uns nicht, PLA schmilzt und Folie leidet darunter) wir haben bei ca. 60° die besten Ergebnisse erzielt


Jetzt die Folie am Kreppband-Rahmen vorsichtig und ohne Zug von der Trägerfolie lösen


nun einmal tief durchatmen und total relaxed die Folie mit der bedruckten Seite nach oben auf die Wasseroberfläche auflegen (OHNE Luftblasen, OHNE Falten, OHNE dass Wasser darauf kommt)
ja, da braucht's ein paar Durchläufe Übung...


Jetzt kommt die "Metamorphose der bedruckten PVA-Folie" - hier ist GEDULD, GEDULD und nochmals Geduld gefragt - die Folie muss vor dem tauchen vollständig entspannt sein

kurz nach dem Einlegen sieht es schon so aus, als wäre die Folie gleich soweit


aber der Schein trügt, nach ein paar weiteren Sekunden schrinkelt die Folie erst richtig! Daher Geduld haben!


sieht schon ganz gut aus, aber immer noch Geduld haben - ist noch nicht ganz glatt!


Jetzta - die Folie ist komplett entspannt und das bedruckte PVA schwimmt relaxed an der Wasseroberfläche


Nun kann das Objekt gaaaaaanz langsam im 45° Winkel eingetaucht werden - je ruhiger die Hand, desto besser das Ergebnis


wenn das Objekt vollständig gedippt ist, unter Wasser hin- und her bewegen, damit sich überflüssige Folie ablöst


jetzt das Objekt rausholen und ggls mit einem nassen Finger noch leichte Unebenheiten VORSICHTIG glätten


Jetzt föhnen (trocknen alleine an der Luft reicht nicht, da sonst die Farbe verläuft)


Achtung: auch nach dem vollständigen Trocknen ist das Motiv noch wasserlöslich! und auch nicht übermäßig kratz-resistent.


Nach vollständiger Durchtrocknung ggfls mit Acryl-Klarlack oder "Plastik" (von Cramolin / Leiterplattenlack) fixieren 


Geschafft! (smile)

        


(Wenn was schief ging, das Objekt nach dem tauchen einfach schnell mit Wasser und Spüli und einer Bürste oder einem Schwamm "retten" und von vorne anfangen - oder es unter "Kunst" ablegen)


Dos and don'ts and learnings





beim einlegen fliesst Wasser auf die Oberseite der Folie

→ BÖSE! BÖSE! 

→ darf nicht passieren

→ Tinte löst sich auf, Motiv ist zerstört, Wasser verfärbt sich






beim einlegen sammelt sich Luft unter der Folie und es bilden sich Blasen

→ BÖSE! BÖSE! BÖSE! 

→ darf nicht passieren

→ Blase bekommt kein Wasser ab und kann sich daher nicht mit dem Objekt verbinden.




Oberfläche des zu dippenden Objektes ist nicht ganz plan, zB weil das Druckbett Störungen enthält

→ diese Unebenheiten sind auch mit Motiv drauf sichtbar

→ Objekt vorher mit Schleifpapier und ggfls Spachtelmasse ganz smooth machen


Auch Filamentreste oder andere Verfärbungen auf dem dip-Objekt sind später noch sichtbar, da das Motiv nicht deckend, sondern transparent ist









vor dem dippen nicht lange genug gewartet, Folie ist noch nicht vollständig entspannt

→ BÖSE! 

→ darf nicht passieren

→ die "Verspannungen" sind auch später auf dem Objekt zu sehen!

→ keine richtige Haftung









Kreppband auf Zug aufgeklebt, dadurch entstehen beim weich werden der Folie Falten, da sich das Kreppband zusammenzieht

→ BÖSE! 

→ darf nicht passieren

→ Falten sind deutlich auf dem Objekt zu sehen!






Maskierung / Abklebung fehlt (dort, wo das Motiv nicht hin soll!)


→ unschöne Verfärbungen 


Bezugsquellen

PVA-Folien-Blätter - Links zu Produkten: 

bei AliExpress zB ca. 0,56 EUR / DINA4-sheet (Aff.Link)

bei Ardafruit ca. 1,20 EUR / DINA4-sheet


Alternativen

Folien

Wir hatten versucht flüssiges PVA (aus wasserlöslichem Stützmaterial gewonnen) auf Folie aufzusprühen und zu trocknen → leider ohne Erfolg.

Falls hier jemand Ideen hat?

Druck

Man muss auch keine Ausdrucke und Folie etc. nutzen. Man kann auch einfach Lack-Tröpfchen ins Wasser geben und die Objekte dann tauchen (gibt dann entsprechende "Batik-Optik"-Muster.











10 Comments

  1. Aaaagrrr! Ich habe es gestern leider verpasst (sad)

    Eure Dokumentation ist großartig & ich werde es auf jeden Fall versuchen!

    Vielen Dank

  2. Danke, das war Klasse und macht Lust auf Experimente (smile)

    Die Kistendeckel... Waren die gedruckt oder aus einem Spielzeugset? Die sahen sehr schön aus, besonders mit dem Holzmuster darauf...

  3. Hier nochmal Detailbilder zu den Kisten...

  4. Liebe 🦄 Sonja Steckhan , lieber 🦉Heinrich "Hotti" Hottarek , von mir auch ganz herzlichen Dank.

    Wie wäre es, für das Aufbringen der Folie auf's Wasser einen einfachen Holzrahmen zu verwenden? Klebekreppband könnte man stramm mit der nichklebenden Seite um die Rahmenteile ziehen und jeweils oben mit Reißzwecken festmachen. Vielleicht ist es so etwas einfacher das "Draufschwappen" des Wassers zu vermeiden. Ich gehe mal davon aus, dass es überschaubare Variationen von Folienmaßen gibt - insofern dürfte man mit wenigen Rahmen auskommen.  

  5. Gute Idee, Andreas Zielke. Dann müsste man aber auch noch was basteln, dass der Rahmen dann exakt an der Wasseroberfläche bleibt. Sonst zieht der Rahmen die Folie (zumindest ein Stück weit) unter Wasser - das wird die Folie wohl nicht aushalten

  6. Hallo Andreas Kahler, ich würde Balsaholz nehmen, das hat im günstigen Fall (ultraleichtes bzw. weiches Balsa) nur ca. 10% des spezifischen Gewichts von Wasser. Der Rahmen braucht ja nicht übermäßig stark sein - mir erschien eher das plane Auflegen auf die Wasseroberfläche das Problem. Ich glaube, man müsste einfach mal ausprobieren, ob das nicht auch ohne zusätzliche Schwimmkörper oÄ geht.

  7. Aktivator?


    Hallo, ich hatte mir "damals" Eure Live-Vorführung mit angesehen und mir das auch mal vorgenommen. Aber erst jetzt ist Zeit und Material da.

    Nachdem ich mir dann auch noch 10-20 weitere Videos/Blogs/HowTos/WeissNichtWasse angesehen habe, frage ich mich: Wann und wozu wird der "Aktivatror A" denn benötigt?

    Der kommt sonst immer vor und soll vor dem Dippen aufgetragen werden. Die mir bekannte Erklärung ist "Löst die Pigmente". Aber bei Euch geht das auch so, da lösen sich die Pigmente ja auch so ab.

    Liegt das an dem noch frischen Druck? Oder am viel wärmeren Wasser (60 Grad statt der 30 Grad, von denen ich sonst so lese)? Oder an den Eigenshaften der Druckertinte an sich?

    Oder ist das halt so und man weiss nix genaues nicht :/?


    Natürlich könnte ich das jetzt mal auch ausprobieren, aber ich bin so der Typ, der gerne verstehen will, warum ein bestimmter Schritt gerade nötig ist.

    Und aktuell habe ich auch nur 3 Blatt A4, sozusagen die Vorhut von 50, die noch aus China kommen sollen ... also begrenztes Experimeniermaterial


    Grüße & Danke, Michael


  8. Hallo Michael Hermann

    eine gute Frage! Wir hatten uns damals nicht mit dem Thema "Aktivator" befasst, und auch keine Aktivatoren gekauft, da im Video von Adafruit davon abgeraten wurde.

    Ich könnte mir vorstellen, dass es bei tintearmen Motiven (wenig oder partiell gar keine Pigmente im Motiv) eine Zusatzschicht erzeugt, die das Motiv zusammenhält...  Ist aber nur eine Vermutung meinerseits.

    Hier noch der Link zum Adafruit-Video an die Stelle wo es um Aktivatoren geht:

     


  9. Danke!

    Muss das eben doch ausprobieren. Falls ich belastbare Erkenntnisse bekomme, schreibe ich das.

    Kann aber sein, dass die ersten 3 A4-Seiten erst mal unabhängig vom Aktivator in die Kategorie der "Böse Büse"-Unfälle fallen ...


    Michael